Es war wieder einmal einer dieser Tage in der AHS Rahlgasse. Das Verbrechen war auf Beutezug. Den Leuten stand ins Gesicht geschrieben, dass etwas in der Luft lag.

Sherlock Holzauge der Privatdetektiv schritt langsam den 3. Stock entlang. Die Milchschnitte steckte in seinem Mund und sein Notizblock war griffbereit in seiner rechten Manteltasche. Auch Sherlock Holzauge spürte das Verbrechen. Er roch es. Doch er sah es noch nicht und musste es erst orten. Und das war auch schon Sherlock Holzauges Hauptgebiet. Er war ein Detektiv.

Als er die Hälfte des Ganges erreicht hatte, hörte er einen spitzen Schrei. Blitzschnell reagierte Holzauge und rannte zur Ursache des Schreis. Hechelnd machte er vor der 3D halt und schritt langsam und vorsichtig hinein.

Es war düster in der 3D. Die Jalousien ließ nur wenig Licht in die Klasse. An einem Sitzplatz nahe der Tür saß ein Mädchen. Es war blass und den Schock konnte man ihr ansehen.

Als sie Sherlock Holzauge erblickte, zuckte sie zurück. „Hab keine Angst“, sprach der Schuldetektiv. „Ich heiße Sherlock Holzauge. Ich kann dir vielleicht helfen. Was ist passiert?“

Das Mädchen zögerte und nickte dann nur kurz. „Ich kam eben von Turnen zurück in die Klasse, da sah ich, dass mein Federpenal verschwunden ist.“ „Wie sieht es aus?“ fragte Holzauge und notierte ihre Antwort. „Es ist blau. Blau und hat grüne Streifen. Aber es ist nicht irgendein Federpenal. Es ist mir sehr wichtig. Es ist eben mein Federpenal."  „Ich bringe es dir zurück. Sei nicht traurig“ murmelte Holzauge. Er ging zur Tür. „Leb wohl.“, sagte er theatralisch. Das Mädchen blickte ihn mit großen Augen an (und vielleicht auch etwas genervt).

Sherlock Holzauge ging weiter und murmelte in sicherer Entfernung: „Nicht sehr gesprächig meine Klientin heute...“

Die Recherchen zogen sich in die Länge. Holzauge hatte noch keine Spuren gefunden. Aus diesem Grund ging er in den Halbstock des ersten Stockes. Dort hing der Supplierplan. Im Laufschritt bewegte sich Sherlock zum Halbstock. Unten angekommen lehnte er sich zum verschnaufen gegen die Wand und las:

SUPPLIERPLAN

Klassenraum Lehrer Stunde Fach

Das wäre erledigt, dachte Holzauge. Ich muss nur noch den Herrn Professor Wieninger fragen mit welcher Klasse er in der 4-5 Stunde in der 3D war.

Holzauge klopfte angespannt gegen die graue Holztür des Lehrerzimmers und wartete geduldig. Nach einer Minute öffnete Herr Professor Jobstmann die Tür. „Was kann ich für dich tun, Sherlock?“ „Ich arbeite gerade an einem Fall in der 3D. Da sind sie ja Klassenvorstand“, antwortete Holzauge. „Ah. Interessant. Worum handelt es sich?“fragte Professor Jobstmann interessiert. „Diebstahl oder mysteriöses Verschwinden eines Gegenstands. Sachbeschädigung unklar. Der Täter war in der 4. oder 5. Stunde mit Herrn Professor Wieninger in Mathe in der 3D.“ Der nette Klassenvorstand der 3D Professor Jobstmann holte Herrn Professor Wieninger. „In der 4. und 5. Stunde. Hmmm“ sagte der nachdenkliche Herr Professor Wieninger, „Ich glaube das war die 2E.“ „Ich danke für die Auskunft“ „Ich hoffe ich konnte helfen“.

Wenig später machte Holzauge die 2E ausfindig. Vielleicht konnte er Zeugen oder Täter zum Reden bringen. Er öffnete angespannt die Tür und trat in den Raum. Im Gegensatz zur 3D war es hier sehr hell. Holzauge stellte sich vor die Tafel. Er sprach laut und deutlich um den Lärm des Getratsches zu übertönen: „ Hört mal alle her! Ich arbeite an einem Fall von Diebstahl. Ich möchte euch bitten, dass ihr euch in einer schönen Reihe anstellt und meine Fragen beantwortet.“ Die verwunderten Zweitklässler wussten, dass Sherlock Holzauge die Lizenz hatte einzustufen und befolgten murrend aber brav seinem Befehl.

Der erste Verdächtige hieß Michael.

„Ich habe nichts getan, ich hab nichts gesehen und dieses Geständnis ist überhaupt nicht einstudiert.

Der zweite Verdächtige hieß Norbert.

„Ich habe nichts getan, ich hab nichts gesehen und dieses Geständnis ist überhaupt nicht einstudiert.

Der dritte hieß Theo.

„Ich kam erst in der 6. Stunde weil ich beim Arzt war.“

„Warte mal“, warf eine hübsche Zweitklässlerin ein, die Sherlock kannte „Du warst heute nicht beim Arzt“

„Oh. Genau. Wo war ich den dann?“

„In der Schule. Und du hast nicht gestohlen, weil du neben mir beim Fenster gesessen bist.“

Die vierte Verdächtige hieß Alice.

„Ich bin in der letzten Reihe in der Mitte gesessen.

Der fünfte Verdächtigte hieß Leo.

„Ich bin am Fenster gesessen. Hinter Theo. Deswegen kann ich das Federpenal nicht gestohlen haben können.“

Der Fall war geklärt. Sherlock Holzauge hatte wiedermal eine Glanzleistung vollbracht. Der Täter kam wegen Diebstahl auf Stufe vier eingestuft und Frieden kehrte in der AHS Rahlgasse ein.

Kennst du den Täter auch?

Die Antwort erfährst du in der nächten Episode von Sherlock Holzauge!

Von VI