Die Gründungsgeschichte spiegelt den jahrelangen Kampf der Frauenrechtlerinnen um den Zugang von Mädchen zur Hochschulreife und zum Universitätsstudium. 1888 wurde ein Verein gegründet, der die Einrichtung eines Mädchengymnasiums zum Ziel hatte. Dieses Ziel wurde 1892 mit der Gründung des ersten Mädchengymnasiums erreicht. Die Schulgründerin war Marianne Hainisch.
Unsere Schule war also das erste Gymnasium für Mädchen auf dem Gebiet der heutigen Republik Österreich, also die erste Schule, die Mädchen zur Hochschulberechtigung führte. In der Hegelgasse wurde die erste Mädchenklasse mit 30 Mädchen eröffnet. Aber erst 1903 bekam die Schule das Öffentlichkeitsrecht, die Anstalt war schon von Grund auf von hohem intellektuellen Niveau geprägt. 1910 kam es zur Übersiedlung in das Haus Rahlgasse 4, Wien 6. In der NS-Zeit wurde die Schule verstaatlicht, und jüdische Schülerinnen wurden ausgewiesen.

Die Rahlgasse im 2. Weltkrieg

Ab dem Jahre 1943 wurde aus dem Gymnasium Rahlgasse ein Wehrmachtsnächtigungsheim, weil viele Soldaten von der Westfront zur Ostfront mußten, und Wien war eine Zwischenstation auf ihrem Weg. Aus diesem Grund brauchten sie ein Quartier. Die damaligen Schülerinnen wurden in anderen Schulen unterrichtet. In den Klassenzimmern der Rahlgasse wurden Stockbetten aufgestellt und im Tiefparterre eine Marketenderei eingerichtet, wo die Soldaten verschiedene Lebensmittel und Zigarretten einkaufen konnten. Als im Jahre 1945 die Russen Wien eroberten, flüchteten die Soldaten, trotz des Befehls weiter zu kämpfen, und ließen ihre Waffen zurück. Die Waffen mußten den Russen ausgehändigt werden, und so brachte der Schulwart Miklos die Waffen zu einem Sammelhaufen in der Theobaldgasse. Gemeinsam halfen Schulwart, Lehrer und Schülerinnen zusammen, das Schulhaus wieder aufzubauen. Am 5. Juli 1945 konnte der Unterricht wieder aufgenommen werden.

Die Direktion JACOT 1945-1977

Dr. Maria Jacot leitete die Schule 32 Jahre, und führte den Namen "Bundesrealgymnasium und -gymnasium für Mädchen, Rahlgasse 4" ein.

Die Direktion SCHIEFERDECKER 1978-1992

Sie leitete das Gymnasium 14 Jahre lang und führte zahlreiche Reformen ein. Unter ihrer Leitung wurden zum ersten Mal Buben in die Schule aufgenommen und der Unterricht fand nur mehr an 5 Tagen in der Woche statt. KoKoKo (Kommunikation - Kooperation - Konfliktlösung) und Offenes Lernen beschäftigten sich immer mehr mit den sozialen Gegebenheiten in einer Klasse und den spezifischen Begabungen einzelner SchülerInnen. Außerdem wurde während ihrer Amtszeit das Hundertjahr-Jubiläum des ersten humanistischen Mädchengymnasiums Österreichs gefeiert.

Die Direktion SCHRODT 1992 - 2010

Heidi Schrodt setzte die Schultradition fort. Die Neubestimmung und Weiterentwicklung der Koedukation war ihr ein zentrales Anliegen. Am 27. Mai 1994 kam es zur Eröffnung des generalsanierten Schulhauses. Unter ihrer Leitung entstand aus den alten Projektideen (Mädchenförderung, Antirassismus, Toleranz) das neue Leitbild der Schule und die drei Schulschwerpunkte (Gender - Umwelt -  Soziales, genannt GUS) wurden weiter entwickelt. Aus der Arbeit mit Mädchen & Buben entwickelten sich Genderbeauftragte und StreithelferInnen, die nun schon viele "Generationen" lang zum sozialen Lernen beitragen. Aus der Vielfalt an Interessen und Begabungen entstanden die "kursartigen Wahlpflichtfächer", die unseren SchülerInnen, die Möglichkeit bieten, sich aufs Leben an der Universität vorzubereiten.
 
Die Direktion ACKERL 2010/2011
 
Erika Ackerl leitete interimistisch für 7 Monate die Übergangsphase und bereitete die Übergabe an die neue Direktorin vor.
 
Die Direktion ROLLETT (seit 2011)
 
Ilse Rollett leitet seit 1. Juli 2011 die  Schule.
 
 
 
Das Archiv

Das Archiv der Schule ist, nach Absprache und gemäß der geltenden Datenschutzbestimmungen, für Forschungszwecke zugänglich.

Als zentraler Bestand darf die lückenlos erhaltene Serie der Hauptkataloge seit Gründung, also beginnend mit dem Schuljahr 1892/1893, gelten. Diese Stammbücher erfassten alljährlich sämtliche SchülerInnen, und geben Auskunft nicht nur über Fächer und Noten, sondern liefern detaillierte sozialhistorische Schlüsselinformationen zu: Geburtsort, Geburtstag, Wohnsitz, Staatsbürgerschaft und Herkunft, Muttersprache, Religionszugehörigkeit, Vater (Mutter), Beruf des Vaters, Schulgeld, Stipendium, Schülerstatus, Übertritt aus welcher Schule, etc. Die Kataloge enthalten auch Informationen über Lehrkräfte und Direktion. Ergänzt wird dieser Bestand durch die ebenfalls lückenlos erhaltenen Reifeprüfungsprotokolle, die ähnlich detaillierte Angaben enthalten, und ab dem Schuljahr 1905/1906 vorliegen. Davor wurden die Schülerinnen der Rahlgasse (damals noch Hegelgasse) als Externe am Akademischen Gymnasium geprüft.

Im Archiv gibt es auch eine Zeitungsausschnittsammlung seit dem Jahr 1992, Sammlungen zu den pädagogischen Besonderheiten der Rahlgasse, wie der 5-Tage Woche (die Rahlgasse führte diese als erste Schule in Österreich ein), dem Kollegsystem, den Pädagogischen Tagen und dem Streithelfersystem, sowie den pädagogischen Schwerpunkten (Gender; Umwelt; Soziales). Gesammelt wurde Material außerdem unter anderem zu berühmt gewordenen Absolventinnen der Rahlgasse, und zu verschiedenen historischen und weniger weit zurückliegenden Ereignissen rund um die Rahlgasse.

 

Diese Seite wurde am 06.05.2019 aktualisiert.

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