An der Rahlgasse hat Mädchenbildung und bewusste Koedukation eine lange Tradition. Die Schule wurde 1892 als erstes österreichisches Gymnasium für Mädchen mit dem Anspruch gegründet, Mädchen den Zugang zur universitären Ausbildung zu eröffnen. Inzwischen hat in unserer Schule längst eine bewusste Koedukation Einzug gehalten, also der gemeinsame Unterricht von Schülerinnen und Schülern. Wichtig ist uns geworden, ein Bewusstsein für die Notwendigkeit von Gleichberechtigung und für noch vorhandene Ungerechtigkeiten zwischen den Schüler_innen zu entwickeln und zu fördern. In einem gesamtschulischen Programm wollen wir im Rahmen unseres Gender-Schulschwerpunktes also versuchen, für unterschiedliche Formen der Differenz zu sensibilisieren sowie daraus entstehende Reflexionen anzuregen. Als wichtiges Stichwort ist an dieser Stelle jenes der „Intersektionalität“ zu nennen, welches verschiedene Diversitätskategorien (Kultur[en], Herkunft, körperliche Beeinträchtigungen, sozialer Status, Begehren, u.a.) gemeinsam in den Fokus rückt.

Unter dem Begriff „gender“ wird in Abgrenzung zum biologisch-physischen Geschlecht („sex“), das soziale Geschlecht verstanden, welches sozial-gesellschaftlich-kulturell geprägt ist und sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert und neu formiert.

 

Die Rahlgasse soll darum ein Ort sein, ...

  • ... an dem kritische Reflexion über die Konstruktion von Geschlecht gelebt und gefördert wird.
  • ... an dem Geschlechtsstereotypen sowie Geschlechtshierarchisierungen hinterfragt und alltagsweltliches Wissen über Geschlecht zu dekonstruieren versucht wird.
  • ... der Vielfalt und Diversität als Chance sieht und die Heterogenität der Schüler_innen als Potential anerkennt.
  • ... der sich selbst immer wieder kritisch reflektiert und prüft, ob die verwendeten didaktischen Konzepte mit der Lebensrealität der Schüler_innen korrespondieren.

 

Ein schulinternes Gender-Team an Lehrer_innen hat für die Umsetzung dieses Schulschwerpunktes u.a. folgende Aktionsfelder definiert:

  • Organisation von thematisch relevanten Workshops, Aktionstagen und Projektwochen (z.B. Gendersensible Workshops, „Frauenwoche“ um den Weltfrauentag am 8. März, „Diversityday“ um den Christopher Street Day, ...)
  • Initiation von Fortbildungen und Diskussionsrunden auf Ebene des Schulpersonals
  • Schüler_innen-Beratung in genderspezifischen Angelegenheiten
  • Schüler_innen-Beratung bei Fragen zu LGBITQ*
  • Schüler_innen-Beratung zu „Vorwissenschaftlichen Arbeiten“ (VWA) im Themenbereich „Gender“
  • Unterstützung und Beratung von Schüler_innen zu Gleichbehandlungsfragen
  • Betreuung der Gendersprecher_innen

 

In den Schulklassen werden jeweils eine Gendersprecherin und ein Gendersprecher sowie deren Stellvertreter_innen paritätisch gewählt. Diese treffen sich in regelmäßigen Abständen, bilden sich mithilfe des Gender-Teams theoretisch weiter und entwickeln gemeinsam weitere Ideen zur Umsetzung des Gender-Schwerpunktes in der Schule. Durch die Institutionalisierung dieses Amtes wird es den Schüler_innen erleichtert, sowohl die Mitschüler_innen als auch die Lehrenden zu genderbewusstem Handeln anzuhalten.

Die Gendersprecher_innen achten darauf, dass ...

  • ... es zu keinerlei Benachteiligungen oder Verletzungen von Mitschüler_innen auf Grund unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlichen Aussehens, unterschiedlichen Geschlechts u.a. kommt.
  • ... „Gleichbehandlung“ und „Gleichberechtigung“ als Themen im Unterricht vorkommen.
  • ... gendergerechte Sprache und Arbeitsunterlagen verwendet werden.
  • ... die Verwendung unterschiedlicher Unterrichtsformen, die den vielfältigen Persönlichkeiten und unterschiedlichen Lerntypen in der Klasse Raum gibt, garantiert ist.
    Zusätzlich bieten Gendersprecher_innen für jüngere Schüler_innen gendersensible Workshops im Sinne der peer education an.


Im Sinne einer bewussten Koedukation findet der hiesige Werkunterricht seit vielen Jahren für alle Schüler_innen gemeinsam statt. In der 1. und 2. Klasse wird „Bewegung und Sport“ in jeweils zwei Klassen jedes Jahrgangs zur Hälfte der Zeit als koedukatives Fach unterrichtet.
Oberstufen-Schüler_innen haben überdies die Möglichkeit, den Gender-Schulschwerpunkt (=G) in dafür speziell angebotenen Modulen (früher: „Wahlpflichtfächern“) zu vertiefen und in Verbindung mit den anderen beiden Schulschwerpunkten „Umwelt“ (=U) und „Soziales“ (=S) im schulautonomen Gegenstand „GUS-Lehrgang“  zu maturieren.

Bei der Umsetzung unseres Gender-Schulschwerpunktes gilt für uns stets, folgende Aussage der Soziologin HAGEMANN-WHITE mitzudenken:  


„Geschlecht ist nicht etwas, was wir haben, schon gar nicht etwas, was wir sind. Geschlecht ist etwas, was wir tun.“
(Carol HAGEMANN-WHITE, Soziologin)

 

aktualisiert im Jänner 2018 vom Genderteam (S. Landerl, J. Malle, Ch. Misar-Dietz, P. Osterkorn, B. Zirm)

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